Tätigkeitsbericht für die Jahre 2021/22 bis heute

Einleitende Gedanken

Nachdem die Aktivitäten unseres Vereins im Berichtszeitraum eingesammelt und für diesen Bericht aufbereitet sind, ist die Frage angesagt:    

  • Weshalb tun wir das?
  • Wer und was bewegt und motiviert uns, treibt uns an?

Meine Summe unter dem imaginären Strich:

Wir sind in Bad Camberg unterwegs – mit Gedanken, Kommentaren Argumenten, Erwartungen, Kritik, ungeduldigen Forderungen …  mit dem Zeigefinger drauf deutend und auch selbsterfahrend zu Fuß, um in unserem Kurstädtchen sachliche und menschliche Barrieren zu finden, zu problematisieren, zu sensibilisieren, zu beseitigen…, damit Menschen mit Beeinträchtigungen hier aufmerksame Beachtung und Zuwendung im Sinne ihrer Inklusion ins kurstädtische Leben erfahren.

Wir stellen und bewegen uns mitten hinein in ein Gemenge von Interessenlagen und verfolgen das immer noch hehre Ziel, die Einbeziehung von Menschen mit Beeinträchtigungen zu einer Selbst-Verständlichkeit, zu einem selbstverständlichen Angebot werden zu lassen.Daraus muss, unserer Überzeugung nach, zunehmend eine Selbst-Verpflichtung erwachsen.

Wir meinen, das ist unsere Kurstadt mit ihrem so gewachsenen und so formulierten örtlichen Profil: „Gesundheitserlebnis im Taunus!“ sich selbst und ihren Gästen schuldig! Deshalb führen wir die KURSTADT im Namen unseres Vereins.

Das ist unser StandPunkt!  

Ich denke, wir sind aufmerksam und kritisch unterwegs, aber das Tempo der notwendigen Veränderungen nagt nicht selten an unserer Motivation und setzt ihr auch frustrierende Grenzen…

Berichtszeitraum

für diesen Tätigkeitsbericht: 19.11.2021 bis 03.2023

für die Kassenberichte: Kalenderjahre 2021 und 2022

Vorstandsarbeit mit 8 Sitzungen

09.11.2021 / 09.03. / 27.04. / 22.06. / 05.10. / 19.10.2022 / 19.01 2023 / GV am 02.03. 2023 / regelmäßige Kontakte nach aktuellem Bedarf im Gesamtvorstand, insbesondere im Kontext des Geschäftsführenden Vorstandes / Eine krankheitsbedingte Pause des Vorsitzenden im August, September, Oktober ´22 korrespondierte mit den allgemeinen Irritationen infolge von Corona. Wir sind weitgehend ohne Langzeitschäden davongekommen.

Unsere Rollenverteilung ergibt sich nicht zuletzt durch die vielfältige individuelle Vernetzung der Mitglieder in Vereinen, politischen Gremien und Institutionen.

Eine Präsenz der Kliniken ist für uns seit Vereinsgründung wesentlich. Die Beanspruchung durch Herausforderungen im Klinikalltag haben, wie schon immer, Grenzen für die Anwesenheit in unseren Sitzungen gesetzt.

Eva Lewalter ist uns als ständiger Gast zugewachsen, zunächst als Mitarbeiterin der Seniorenarbeit der Stadt, jetzt nach Wechsel ihrer Arbeitsstelle als Mitarbeiterin im Sozialdienst eines örtlichen Seniorenheims. So ist uns der Blick auf eine wichtige Zielgruppe geschärft worden.

Allen Vorstandsmitgliedern gilt mein Dank für die Solidarität mit mir und meinem Leitungsstil. Bei Hanne Vogel bedanke ich mich – das setzt niemanden zurück - für den so in Jahrzehnten gewachsenen persönlichen Austausch und die gegenseitige fachliche wie redaktionelle Rückmeldung und Assistenz in allem Schriftlichen.

Regelung der Formalia mit Registergericht und Finanzamt:

Durch personelle Veränderungen im Vorstand, Satzungsänderung und turnusgemäße Vorlagen unserer Geschäftsberichte war teils aufwändiger Schriftverkehr gegeben. Der aktuelle Freistellungsbescheid von der Körperschaftssteuer liegt uns seit dem 2. März 2023 für die Jahre 2019 bis 2021 vor.

Öffentlichkeitsarbeit

Die aktuelle Pflege der Homepage ist noch nicht zufrieden-stellend und bedarf fachlicher Assistenz. / Ein durch intensive Vorarbeit von Birgitt Bang mit Hanne Vogel formulierter Presseartikel anl. des „Tages der Menschen mit Behinderungen 2022“ im November hat durch die gute persönliche Zusammenarbeit mit Petra Hackert und die Korrespondenz mit weiteren zugehörigen Themen in der Region Beachtung in der Sache ebenso wie für unseren Verein gefunden.

Thematische Schwerpunkte zur Teilhabe von Menschen mit Beeinträchtigungen

  • Einforderung verbesserter raumakustischer Ausstattung in Ratssaal und Kurhausrestaurant: Bauliche Aufträge seien vergeben.
  • Eine Beschilderung des Angebots, in den Kurhaussälen induktiv mit Hörgeräten zu hören, ist mit unserer Beteiligung erfolgt.
  • Zur Thematik „Mobilität in einem geschützten Stadtraum
    Markierungen, Beschilderungen, Ruhebänke, Tempobeschränkungen, Rikscha-Projekt und Nutzung des Kurparkwege, DB-Bahnsteigerhöhung Richtung Limburg… sind wichtige Erwartungen Betroffener und wurden als Forderungen unsererseits in städtische Entscheidungsprozesse eingebracht, sind fest geplant und auch umgesetzt worden.
  • Informationen durch regelmäßige Sichtung von Presseartikeln aus der Region zeigen, dass auch bei öffentlichen Bauträgern die Sensibilität und Bereitschaft für eine behindertengerechte Gestaltung und Ausstattung auch von neuen Bauten noch nicht gegeben ist. – Ein Verbund der hierfür tätigen Akteure (Beobachter? VDK? Überregionale Interessenvertreter?) wäre sinnvoll. Ob uns und anderen dazu die personellen Ressourcen und die Einfluss-möglichkeiten zur Verfügung stehen, erscheint zurzeit zweifelhaft.

Kontakte zu den Mitgliedern

Familie Lottermann widmete Kondolenz-Spenden anl. des Todes von Rita Lottermann dem Verein. Das verdient besondere Erwähnung und auch an dieser Stelle nochmals gute Erinnerung an ein treues Mitglied und Dank an die Familie.

Mit Rundbriefen während der coronabedingten Arbeitsphasen sorgten wir für Informationen über die erschwert laufenden Vereinsaktivitäten.

Lobbyarbeit / Außenvertretung

  • Kooperation mit Bauamt, Kurverwaltung, Fraktionen, Einrichtungen,  Projektgruppen
  • Eine ausführliche Vorlage mit Projektvorschlägen für die Haushaltsplanung 2023 wurden unsererseits der Bauverwaltung, der Kurverwaltung und den Fraktionen vorgelegt.
  • In diesen Kontext ist auch die Kurparkbegehung mit Mandatsträgern der Stadtverordnetenversammlung und weiteren politisch Aktiven einzuordnen.        Hier lenkten wir den Fokus auf Klinikpatienten des Medical Park und deren Fußwegesituation über die stadteinwärts führende Landstraße, durch den Kurpark und in die Innenstadt. Maßnahmen zur Verkehrsberuhigung, zur Qualifizierung der Kurparkausstattung mit behinderten-gerechten Bänken, besserer Beleuchtung, zu sanierenden Wegen… haben dadurch initiiert bereits Eingang in Beschlüsse der Stadtverordnetenversammlung gefunden (siehe auch „Kurparkkonzept“) und bedürfen auch weiterhin einer besonderen Beachtung unsererseits.
  • Nachdrücklich unzufrieden und frustriert stellen wir fest, dass der behin-dertengerechte Zugang zum Bürgerbüro über einen seitlich erreichbaren Treppenlift zwar seit Monaten eingebaut, aber nicht in Funktion war. Nach Information des Bauamts von Ende Februar ist der Lift jetzt nutzbar. In den Kontext dazu gehört eine vor den Stufen angebrachte wertige Informationstafel über Öffnungszeiten und Zugänglichkeit. Sie steht seitens des Bauamtes noch aus. Die Nachrüstung der neuen Eingangstüren zum Kurhaus mittels sensor-gesteuerter Hebeltechnik zum automatischen Öffnenund Schließen bleiben vorrangig auf der Liste unserer Forderungen. Die Technik dafür wird nach unserer Kenntnis durch Fachfirmen angeboten.
  • An der konstituierenden Sitzung einer von Kurdirektor Michael Sinn initiierten Kurparkplanungsgruppe nahm der Vorsitzende teil. An der Erstellung eines Entwurfs für ein umfängliches Kurparkgesamtkonzept mit Bestandsaufnahme und perspektivischen Planungen ist der Vorsitzende ebenfalls beteiligt und kann bestätigen, dass Belange von behinderten Menschen im Sinne ihrer Inklusion in die Angebote der verschiedenen Kurparkzonen eingehende Beachtung finden. – Michael Sinn, unserem Kurdirektor, gilt für die in so kurzer Zeit entwickelte Sensibilität für die Belange der Barrierefreiheit unser herzlicher Dank! –
  • Ein Detail noch: Die das Erscheinungsbild der Kurparkbrücke prägenden Materialien Corten mit Edelstahl sollen Vorlage für weitere Gestaltungselemente des gesamten Kurparks werden, im Sinne eines vereinheitlichten Erscheinungs-bildes z.B. bei Objekten des neuen SinnesErlebnisParcours (s.u.), der Beschilde-rung und für Beleuchtungskörper.
  • Beteiligung an Gremienarbeit betr. Förderprogramme der Stadtentwicklung: Lebendige Zentren - Lokale Partnerschaft / Zukunft Innenstadt
  • AG SinnesErlebnisStationen: Hier sind wir mit Roman Pflüger, Hanne Vogel, Wolfgang Erk und dem Vorsitzenden personell gut vertreten. Die Umsetzung der von uns wesentlich mitgetragenen Vorschläge für einen SinnesErlebnisParcours steht aktuell wegen der obligatorischen Beteiligung der Denkmalschutzbehörde – der Kurpark ist in weiten Bereichen ein geschütztes Naturdenkmal - und wegen der Terminvorgaben der Förderbehörde Land Hessen – Abwicklung aller Maß-nahmen einschließlich Rechnungslegung bis Ende 2023 – im Vordergrund.
  • Kommunale Sicherheitskonferenz: Dafür hat der Vorstand eine ausführliche Vorlage zur Einschätzung der Sicherheitslage von Menschen mit Behinderungen verfasst. Hanne Vogel brachte sie in die Konferenz ein, fand eine sehr positive Resonanz sowie eine vielfache Korrespondenz unserer Themen mit denen anderer Interessenvertreter.
  • Bei der Infoveranstaltung zum Baumwipfelpfad am 08.02.23 wurde auf unsere Anfrage seitens der Betreiber mitgeteilt, es sei für stark in ihrer Mobilität beeinträchtigte Menschen aus Kostengründen kein angemessener Zugang bzw. Auf- und Abstieg vorgesehen. Unser Informationsstand war bisher ein anderer. Das ist Anlass zu schnellstmöglichen Gesprächen mit dem Bauamt und den Betreibern. Unsere selbstkritische Feststellung: Es gilt auf Bauvorhaben – ganz besonders in dieser Größenordnung und von dieser Wichtigkeit für die regionale touristische Infrastruktur – frühzeitig Einfluss zu nehmen, um unbedingt Belange aller inklusiven Möglichkeiten hinsichtlich Gesundheit, Alter, Familiensituation… bereits in der Planungsphase einzubeziehen.
  • Pfarrgemeinde St. Peter und Paul: Die kirchennahe behindertengerechte Toilettenanlage wird am 19.03.2023 vorgestellt und geöffnet. Die Nutzungs-vereinbarung zwischen Kath. Kirchengemeinde und Stadt für eine öffentliche Zugänglichkeit bei innerstädtischen Großveranstaltungen und Festen ist in Verhandlung.
  • Die Freiherr-von-Schütz-Schule stellte uns auf Anfrage immer Räumlichkeiten und auch Medien für Vereinszwecke bereit. Dafür gebührt unserem Mitglied, dem bis zum 31. Januar diesen Jahres tätigen Schulleiter Martin Fringes, unser herzlicher Dank. In der AG Sinnes-Erlebnis-Stationen (s.o.) zum Stadtförderprogramm ist die Schule durch Konrektor Jan Roost vertreten. Er ist auch Vorsitzender des „Fördervereins an der Freiherr-von-Schütz-Schule für Menschen mit Hörschädigung – Sozialwerk –“. In diesen Funktionen beteiligt er sich an der Auswahl von Sinnes-ErlebnisObjekten (s.o. SinnesErlebnisParcours) mit besonderer Beziehung zu hörgeschädigten Mitmenschen und ihrer Kommunikation.
  • Die Finanzierung einer mobilen Toilettenbox auf dem Neumarkt anl. des Umzuges zur Großfastnacht ist wieder erfolgt. / Seitens der Veranstalter der Erbacher Kerb sind wir angefragt, ob der Wegebelag zu einer Toilettenbox in Nähe des Festplatzes für Menschen mit Rollstuhl oder Rollator angemessen und zumutbar ist; ein Ortstermin unsererseits steht an.
  • Unser Verein war bei der Vereinsvertretersitzung durch Hanne Vogel und Roman Pflüger vertreten. – Wir beteiligen uns künftig an der Vereinsumlage.

Stand 06.03.2023   Bernd Schlösser

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